Gedanken zum Ewigkeitssonntag/Totensonntag
Wenn wir über einen Friedhof gehen, spüren wir ganz unterschiedliche Gefühle.
Es ist der Ort der Verstorbenen.
Viele Erinnerungen liegen dort begraben.
Auch Enttäuschungen und geplatzte Hoffnungen.
Viele Tränen wurden dort geweint.
Viele Fragen gestellt und nicht beantwortet.
Ein schmerzhafter Ort.
Andererseits geht eine Ruhe von ihm aus.
Viele lebendige Bäume und Sträucher.
Ort der Erinnerung.
Ruhe in Frieden –
so steht es auf manchen Grabsteinen.
Die Trauernden, die Angehörigen, die Hinterbliebenen wünschen es dem Verstorbenen, der Verstorbenen. Für sie – damit sie nach einem schweren Leiden nun zur Ruhe kommen mögen. Ohne Schmerzen, ohne Angst. Es ist vorbei. Der Kampf. Jetzt ist Ruhe. Und wir wünschen eine Ruhe in Frieden.
Den sollen die Verstorbenen haben, ihr Leben aus der Hand geben, obwohl sie vielleicht noch manches sagen wollten, tun wollten, erleben wollten. Sie sollen einstimmen, einverstanden sein, dass es so ist – unvollkommen vielleicht, niemals wirklich fertig oder bereit.
Und doch der Wunsch: Ruhe in Frieden.
Den wollen wir, die Lebenden, haben. Frieden mit den Verstorbenen, ohne Hass, ohne unverziehene Schuld, ohne offen gebliebene Vorwürfe.
Die Ruhe verdeckt nicht, dass das Alte herrscht.
Der Tod, die Krankheit, der Kampf, der immer in die Niederlage führt, der Krieg. Manchmal die Hoffnung, dass mit dem Tod alles besser wird.
Der Gang über den Friedhof lehrt mich:
Unser Leben hier ist endlich.
Aber es kommt eine Zeit,
in der es keine Gräber mehr geben wird.
So wie es bei Jesaja 65 beschrieben wird:
19 ff. Gott spricht: ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk. Man soll in ihm nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens. Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt, und wer die hundert Jahre nicht erreicht, gilt als verflucht. Sie werden Häuser bauen und bewohnen, sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte essen. Sie sollen nicht bauen, was ein anderer bewohne, und nicht pflanzen, was ein anderer esse. Denn die Tage meines Volks werden sein wie die Tage eines Baumes, und ihrer Hände Werk werden meine Auserwählten genießen. Sie sollen nicht umsonst arbeiten und keine Kinder für einen frühen Tod zeugen; denn sie sind das Geschlecht der Gesegneten des HERRN, und ihre Nachkommen sind bei ihnen. Und es soll geschehen: Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören.
Das hoffen und glauben wir gemeinsam mit unseren jüdischen Glaubensgeschwistern und wissen uns in Gottes Hand geborgen!