Gedanken zum 3. Sonntag nach Trinitatis am 3.Juli 2022
Im Lukasevangelium lesen wir als Wochenspruch: „Der Menschensohn ist gekommen zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“
Am 3. Sonntag nach Trinitatis feiern wir das Verlorengeglaubte, das wir wiedergefunden haben.
Friede sei mit euch von Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen
Wir beten mit Worten aus Psalm 103
Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat,
der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler.
Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden.
Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.
Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben.
Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein.
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten. Amen
Im 15. Kapitel des Lukasevangelium lesen wir das Gleichnis vom „Vater und seinen zwei Söhnen.“
Ein Vater lebt zusammen mit seinen beiden Söhnen. Eines Tages beschließt der jüngere Sohn die Familie zu verlassen. Er lässt sich sein Erbteil auszahlen und wandert aus. Nach einem verschwenderischen Leben, kehrt er voller Reue und Demut nach Hause zurück. In Gedanken fragt er sich:“ Wie wird er mich willkommen heißen?“ Er geht so weit, dass er sich dem Vater, als ARBEITER und nicht mehr als Sohn vorstellen möchte. Dazu kommt es aber nicht. Der Vater freut sich so sehr über die Rückkehr seines todgeglaubten Sohnes, dass er ein großes Willkommensfest ausrichten lässt. Und nicht nur das: Der Vater stellt seinem Sohn keine Fragen, er macht ihm keine Vorhaltungen, er erwartet keine Erklärungen und stellt keine Bedingungen. Dann meldet sich der ältere, der daheimgebliebene Sohn zu Wort und stellt seinen Vater zu Rede. Er hält die Feierlichkeiten und die Reaktion des Vaters völlig übertrieben. Er, der alles für seinen Vater getan hat, der für ihn gearbeitet hat und nie etwas verlangt hat, ist enttäuscht. Auf seine Frage an den Vater:“ Warum hast du mir zu Ehren nie eine Feier ausgerichtet?“ antwortet der Vater nur: „Alles, was mir gehört, gehört auch dir.“ Für mich ist die Enttäuschung des älteren Sohnes nachvollziehbar. Neidvoll blickt er auf seinen jüngeren Bruder. Ich stelle mir die Frage:“ Wer von beiden ist eigentlich der verlorene Sohn?“ Der Ältere, der nur gehorcht und geschuftet hat, der sein Leben ganz dem Leben des Vaters untergeordnet hat, nichts von der Welt gesehen hat und auf die Liebe und Anerkennung seines Vaters gehofft hat? Oder ist es der Jüngere, der auf die schiefe Bahn geraten war und sein Leben nicht auf die Reihe bekommen hat und reumütig und kleinlaut zurückkehrt? In diesem Gleichnis erfahren wir von der vergebenden Liebe Gottes. Gott schenkt uns Menschen diese Liebe. Die nicht sagt: Also, wenn du so und nicht so bist, nur dann bist du in Ordnung, nur dann bist du liebenswürdig. Nein, in Gottes Augen sind wir liebenswürdig, so wie wir sind, auch wenn wir etwas falsch machen. Wir dürfen ablegen, was falsch war und es wieder und wieder neu mit Gott versuchen. Das bietet er uns an. AMEN
Beten wir
Gütiger Gott, du suchst alle Menschen, die sich verloren haben und du gehst ihnen nach.
Wir spüren deine Freude, wenn du Verloren geglaubte wiedergefunden hast.
Wir vertrauen darauf: Du suchst auch uns.
Und nun segne dich Gott
Wir gehen im Vertrauen darauf, dass wir auf allen Wegen, die wir gehen, nicht allein gelassen, sondern begleitet sind von Gottes Liebe. Gottes Liebe sei in allem, was ihr tut.
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Von Dagmar Theodoridis
Prädikantin in Ausbildung