Gedanken zum 2. Sonntag nach Trinitatis, 26. Juni 2022
„Kommt her zu mir, alle, die ihr euch abmüht und belastet seid. Ich will euch Ruhe schenken“, so sagt es Jesus im Matthäus-Evangelium (11,28).
Jesu Einladung gilt allen, auch denen, die wir lieber draußen lassen würden, auch denen, die es uns schwer machen und auch denen, die nicht wollen.
Wie verhalten wir uns dazu?
Friede sei mit euch von Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen
Wir beten mit Worten aus Psalm 36
HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe.
HERR, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!
Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Amen
Gottes Güte reicht so weit der Himmel ist und so weit die Wolken gehen. Sie ist ohne Ende und schließt alle mit ein.
Das Evangelium für diesen Sonntag (Matthäus-Evangelium 14,16-24) erzählt davon, wie das ganz konkret aussehen kann – Arme und Kranke, Blinde und Gehbehinderte, Menschen von der Straße, sie alle sind bei Gott willkommen. Menschen ohne Obdach oder auf der Flucht, die, mit schrägen Gedanken oder mit Dreck am Stecken, Menschen anderen Glaubens und die, die nichts glauben. Gott lädt sie ein. Er macht keine Unterschiede. Er weiß, dass wir alle als Menschen bedürftig sind. Aber wir, wir machen Unterschiede. So wie schon die Christen in der Gemeinde in Korinth, mit denen der Apostel Paulus sich auseinandersetzt. (1. Brief an die Korinther 14, 1-12)
In dieser Gemeinde galten die Menschen als privilegiert, die in Zungen reden konnten. Zungenreden bedeutet, dass jemand in besonderer Weise durch den Heiligen Geist befähigt ist, in einer nicht für alle verständlichen Sprache vor Gott zu reden. Die Menschen, die das konnten, fühlten sich damals als Auserwählte, als Gottes Lieblinge, als von ihm Ausgezeichnete. Und das ließen sie die anderen spüren. Diese Haltung brachte Unruhe in die Gemeinde von Korinth. Die „normalen“ Gläubigen fühlten sich ausgeschlossen.
Heute gibt es das auch noch, dass Menschen von uns aus unterschiedlichen Gründen ausgeschlossen werden, aber auch, weil sie nicht „richtig“ glauben oder weil sie anders glauben, als manche es für richtig halten.
In Korinth stellt Paulus klar, dass die Zungenrede zwar ein besonderes Geschenk durch Gottes Geist ist, dass es aber nicht dazu dienen könne andere auszuschließen oder eine Rangordnung aufzubauen zwischen besseren und schlechteren Gläubigen. Wir machen ständig Unterschiede, wir bewerten Menschen nach dem, was sie können, was sie darstellen, was sie verdienen, wie sie glauben und grenzen dadurch aus. Wir grenzen die aus, die uns unseren Rang streitig machen könnten oder die unsere Beweglichkeit herausfordern oder die nicht unseren Vorstellungen entsprechen… Gott ist nicht so. Er will ein Gott für alle Menschen sein. Er achtet nicht auf Religion oder Konfession. Er sagt: „Kommt her zu mir alle…“
Das ist eine große Herausforderung für uns, die wir es gewohnt sind andere zu beäugen und zu bewerten. Nehmen wir diese Herausforderung an?
Sind wir bereit unser Reden und Tun daraufhin zu prüfen, ob wir andere ausgrenzen und an den Rand stellen?
Gottes Weite, sein grenzenloses Entgegenkommen – das ist die Quelle des Lebens und das Licht für uns und alle anderen. Amen
Beten wir
Wir beten für Menschen, die meinen, Urteile über andere treffen zu können.
Wir beten für Menschen, die am Rand stehen und darunter leiden, dass wir meinen ihnen gegenüber Grenzen ziehen zu müssen.
Wir beten für Menschen, die versuchen Gottes Weite, seine grenzenlose Güte zu leben…
Und nun segne dich Gott
Segne uns mit der Weite des Himmels, segne uns mit der Wärme der Sonne,
segne uns mit der Frische des Wassers, himmlischer Vater segne uns.
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen