Gedanken zu Himmelfahrt und zum 6.Sonntag nach Ostern/Exaudi 26./29. Mai 2022
Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten warten wir auf die Ankunft des Heiligen Geistes.
Davon hören wir am Himmelfahrtstag und am Sonntag Exaudi.
Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ Johannesevangelium 12,32
Friede sei mit euch von Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen
Wir beten mit Worten aus Psalm 27
Der HERR ist mein Licht und mein Heil;
vor wem sollte ich mich fürchten?
Der HERR ist meines Lebens Kraft;
vor wem sollte mir grauen?
Mein Gott, höre meine Stimme, wenn ich rufe;
sei mir gnädig und antworte mir!
Mein Herz hält dir vor dein Wort:
»Ihr sollt mein Antlitz suchen.«
Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz.
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir,
verstoße nicht im Zorn deinen Knecht!
Denn du bist meine Hilfe;
verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab,
du Gott meines Heils!
Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich,
aber der HERR nimmt mich auf.
Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde
die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen.
Harre des HERRN!
Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN! Amen
In den biblischen Geschichten der österlichen Zeit hören wir immer wieder davon, dass Jesus seinen Jüngern und Jüngerinnen begegnet ist – auf dem Weg nach Emmaus, am See Genezareth beim Fischen, beim gemeinsamen Brotbrechen...
Diese Erzählungen entziehen sich oft unserer Vorstellungskraft und bleiben eher fremd.
Nicht anders ergeht es uns mit der Geschichte von der Himmelfahrt Jesu.
Sie wird nur vom Evangelisten Lukas und in der Apostelgeschichte des Lukas erzählt.
Eben war Jesus noch da und plötzlich ist er weg, verschwunden vor den Augen seiner Jünger, endgültig.
Diese Geschichte bleibt uns ein Rätsel, aber an einzelnen Aspekten, können wir uns orientieren.
Die Himmelfahrt Jesu macht deutlich, dass Gott sich nicht fassen, sich nicht einfangen lässt mit unseren Möglichkeiten des Denkens und Verstehens. Gott ist größer als all das, was wir als Menschen sehen, beschreiben und verstehen könne.
Die Himmelfahrt Jesu erzählt, dass Jesus seinen Jüngern leiblich entzogen wird. Er zeigt sich ihnen nicht mehr. Aber dadurch wird er paradoxer Weise für uns alle, für die ganze Welt zugänglich. Dass, was Jesus zu seiner Zeit und in seinem Land für seine Jünger war, öffnet sich mit seiner „Himmelfahrt“ für alle Menschen, überall auf der Welt und zu jeder Zeit.
Mit der Himmelfahrt Jesu eröffnet sich für uns hier auf der Erde, mitten in unserem Alltag der Himmel Gottes und schafft uns ein Stück Himmel auf Erden ohne räumliche und zeitliche Grenzen.
Bevor sich Jesus den räumlichen und zeitlichen Grenzen unseres Denkens entzieht, gibt er seinen Jüngern und Jüngerinnen und damit auch uns heute ein Versprechen. Er weiß, dass sie und wir Trost brauchen und Stärkung und Orientierung und sagt: “Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird…“ Apg 1,8
Auch für die Lesung zum Sonntag Exaudi aus dem Buch des Propheten Hesekiel (31,33) hören wir Gottes Versprechen:
„Ich will meine Weisungen in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben und ich will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.“
So ist die Himmelfahrt Jesu ein Bild dafür, dass sich die Botschaft des Jesus von Nazareth, damals in Palästina, weitet bis in alle Welt, über unser Verständnis von Raum und Zeit hinaus. Dieser Abschied Jesu ist verbunden mit seinem Segen und seinem Versprechen uns beizustehen, ungeachtet irgendwelcher räumlichen und zeitlichen Grenzen. Amen
Beten wir
Gerne hätten wir dich nahe bei uns, Gott,
gerne würden wir verstehen, wer du bist, für uns,
gerne würden wir dir vertrauen, auch ohne dich zu sehen.
Du verbindest Himmel und Erde,
du öffnest unseren Blick für eine Welt, die sich unserem Verstand entzieht,
du lockst uns heraus aus unseren fest gefügten Strukturen und durchkreuzt unser Weltverständnis – damit wir offen bleiben für all das, was zwischen den Worten zu finden ist und zwischen Himmel und Erde. Amen
Und nun segne dich Gott
Er segne dich mit der Weite des Himmels,
mit der Wärme der Sonne und
mit der Frische des Wassers
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen