Gedanken zum 5.Sonntag nach Ostern/Rogate 22. Mai 2022
„Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ Psalm 66,20
An diesem Sonntag drehen sich unsere Gedanken um das Beten.
Danken, loben, bitten, klagen, für andere beten…
Hat das Gebet einen Platz in unserem Leben?
Friede sei mit euch von Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen
Wir beten mit Worten aus Psalm 95
Kommt herzu, lasst uns dem HERRN frohlocken
und jauchzen dem Hort unsres Heils!
Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen
und mit Psalmen ihm jauchzen!
Denn der HERR ist ein großer Gott
und ein großer König über alle Götter.
Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde,
und die Höhen der Berge sind auch sein.
Denn sein ist das Meer, und er hat's gemacht,
und seine Hände haben das Trockene bereitet.
Kommt, lasst uns anbeten und knien
und niederfallen vor Gott, der uns gemacht hat.
Denn er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide
und Schafe seiner Hand. Amen
In dem Evangelium für diesen Sonntag (Lukasevangelium 11, 5-13) begegnet uns der bekannte Vers:“ Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“
Das Gleichnis, das zu diesem Vers gehört erzählt von einem Menschen, der mitten in der Nacht einen Freund aus dem Schlaf holt und ihn um Brot bittet, weil er unerwarteten Besuch bekommen hat, den er nicht verpflegen kann.
Wenn wir jemandem aus dem Schlaf klingeln um ihn um Unterstützung zu bitten, dann muss es sich schon um eine Notlage handeln, sonst würden wir uns das nicht herausnehmen. Wir wissen nicht, wie der Freund im Evangelium auf die nächtliche Störung reagiert hat. Ob er aufgemacht hat, ob er überhaupt Brot zu Hause hatte, ob er verärgert war, ob er sich beeilt hat, das Gewünschte zu holen um schnell wieder ins Bett zu kommen…
Um all das geht es Jesus in diesem Gleichnis nicht. Ihm geht es vielmehr um die Ernsthaftigkeit des Bittenden, ob er mit Nachdruck an seiner Bitte festhält oder schnell aufgibt und sich abweisen lässt.
Jesus will uns mit diesem Gleichnis sagen, wie Gott auf inständige Bitten reagieren wird: „Wer da bittet, der empfängt; wer da sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan.“
Wenn wir nun Gott um etwas bitten, begleitet uns oft der Zweifel und die Frage, ob es überhaupt Sinn macht uns an ihn zu wenden. Zu oft haben wir die Erfahrung gemacht, dass konkrete Bitten nicht in Erfüllung gehen, dass man doch (zu) lange warten muss oder dass es anders kommt als wir es erbeten haben.
Anstatt die eigenen Beweggründe zu hinterfragen, wenden sich viele ab und sagen: das hat doch keinen Sinn. Wir geben auf und sind enttäuscht.
Jesus scheint das zu wissen und sagt in unserem Gleichnis: „Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehe und ihm geben, so viel er bedarf.“
Wenn ich diesen Satz mit meinen Worten zusammenfasse, heißt das: wenn du betest, dann sollst du Gott in den Ohren liegen, dann sollst du ihn nerven und nicht lockerlassen.
Beten, bitten bedeutet, dass ich mir nicht zu schade bin, von mir selbst preis zu geben, dass ich nicht weiterweiß, dass ich ratlos bin, dass ich keine Kraft mehr habe.
Beten, vor Gott stehen, bedeutet, dass ich mir selbst darüber Rechenschaft ablege, wie ich es wirklich meine mit dem, was ich erbitte.
Beten kann eine Veränderung in mir bewirken, wenn ich mich offen halte dafür, dass meine Pläne nicht Gottes Pläne sind.
Wenn ich bete weiß ich, dass ich mein Leben nicht in der Hand habe, sondern, dass es in Gottes Hand liegt.
Beten kann bedeuten, dass ich keine Worte mehr finde für das, was mich beschäftigt, dass ich meine Herzensbitten nur noch stammeln oder seufzen kann.
So wird das Gebet zu einer Haltung, die ich dem Leben gegenüber einnehme. Wenn ich bete, erkenne ich an, dass mein Leben ein Geschenk bleibt und nicht in meiner Verfügung steht.
Manche nennen es Demut, dem Leben gegenüber und gegenüber Gott. Amen
Beten wir
Wir bitten dich um Vertrauen, Gott, um das Vertrauen, dass du es gut mit uns meinst.
Wir danken dir, für all das Gute, das uns widerfährt und wir klagen dir unsere Sorgen und Nöte.
Wir bitten dich für Menschen, denen du als Gegenüber verloren gegangen bist, weil sie erfahren mussten, dass du nicht so für sie da warst, wie sie es erhofft hatten…
Und nun segne dich Gott
Er segne dich mit der Einsicht, dass das Leben ungewöhnliche Wege geht,
Er segne dich mit der Aussicht, dass du nicht alleine bist.
Er segne dich mit der Zuversicht, dass dein Leben nicht verloren geht.
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen