Gedanken zum 4. Sonntag in der Passionszeit/ Lätare 27. März 2022
Manchmal fängt nichts Neues an, bevor nicht etwas zu Ende gegangen ist. Wir müssen auch durch Täler gehen, wenn wir auf einem Berg die Aussicht genießen wollen. Ohne etwas zu riskieren, entdecken wir keine neuen Wege…… Diese Erfahrungen liegt uns manchmal schwer auf der Seele.
Der Evangelist Johannes sagt es so.“ Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“
Friede sei mit euch von Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen
Wir beten mit Worten aus Psalm 84
Wie lieblich sind deine Wohnungen, Gott Zebaoth!
Meine Seele verlangt und sehnt sich nach deinen Vorhöfen;
mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.
Der Vogel hat ein Haus gefunden
und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen –
deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott.
Wohl denen, die in deinem Hause wohnen;
die loben dich immerdar.
Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten
und von Herzen dir nachwandeln!
Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund,
und Frühregen hüllt es in Segen.
Sie gehen von einer Kraft zur andern
und schauen den wahren Gott in Zion.
Gott Zebaoth, höre mein Gebet; vernimm es, Gott Jakobs!
Gott, unser Schild, schaue doch;
sieh an das Antlitz deines Gesalbten!
Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend.
Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause
als wohnen in den Zelten der Frevler.
Denn Gott ist Sonne und Schild;
er gibt Gnade und Ehre.
Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.
Mein Gott, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt! Amen
Zur Zeit der ersten christlichen Gemeinden haben viele, die sich Jesus angeschlossen hatten, die Erfahrung machen müssen, dass sie verfolgt und bedrängt wurden. Der Apostel Paulus nimmt diese Erfahrung in seinem 2. Brief an die Gemeinde in Korinth (1,3-7) auf und ordnet sie ein in das Geschehen von Tod und Auferstehung Jesu.
Bedrängt werden, verfolgt werden, Leiden durchleben, scheitern, Unsicherheit spüren und Zerstörung hinnehmen müssen – das gehört für ihn zu einem Leben dazu. Für uns heute sind diese Gedanken fremd geworden. Es geht uns gut, daran haben wir uns gewöhnt und das soll möglichst auch so bleiben.
Für Menschen, die an ihrem Leben leiden, die ihren Traum leben wollen und daran scheitern, die einer Situation ausgesetzt sind, die sie sich nicht selber aussuchen würden, schreibt der Apostel Paulus diese Worte zum Trost: „Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil.“ (2. Brief an die Korinther 1,7)
Paulus fragt nicht, wie wir es so oft tun: warum lässt Gott es zu, dass Menschen leiden, dass sie scheitern, dass sie aus ihrem Unglück nicht herausfinden. Er fragt nur danach, wie man mit all dem weiterleben kann.
„Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil.“
Wenn wir Leid erfahren, dann sind wir in der Gemeinschaft mit Jesus am Kreuz, sagt Paulus. Wir dürfen sicher sein, dass wir in all dem, was wir erleben, so wie Jesus, von Gott gesehen werden. Wenn wir scheitern mit unseren Sehnsüchten und Träumen, verbindet uns das mit Jesus, der für seinen Traum von einem Leben in Gerechtigkeit und Frieden hart „ausgebremst“ wurde.
Es ist eine schwere Erkenntnis, dass ein Leben in Frieden, für andere den Tod bedeutet hat; dass wir uns unsere Freiheit etwas kosten lassen müssen, dass wir nicht ungeschoren davonkommen werden.
Aber so, wie wir mit diesem Leiden in den Weg Jesu eingewoben sind, sagt Paulus, so werden wir auch den Trost, das Aufstehen, das Glück mit ihm erleben.
Diese Art, wie Paulus über das Leid der Menschen denkt, ist uns fremd geworden. Vielleicht können wir seinen Gedanken eine Chance geben, sie auf uns wirken lassen. Und vielleicht machen wir die Erfahrung von Trost mitten in unserer Angst und von Aufstehen in unserem Scheitern. Manchmal muss etwas zu Ende gehen, bevor etwas neues Wachsen kann. Amen
Beten wir
Wir beten für Menschen, die sich verlassen fühlen in einem Leben, in dem sie kein Licht mehr sehen.
Wir beten für Menschen, die es verlernt haben das Schöne und das Schwere in ihrem Leben anzunehmen.
Wir bitten dich um Trost in all den Situationen, in denen wir nicht mehr weiter wissen und um die Gewissheit, dass wir diese Wege nicht alleine gehen werden.…
Und nun segne dich Gott
Gott segne uns mit seinem Erbarmen und schenke uns Kraft von innen.
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen