Gedanken zum Sonntag vor der Passionszeit/ Aschermittwoch
An diesem letzten Sonntag vor der Passionszeit geht es um die Nachfolge Jesu; hinter Jesus her, hinauf in die Heilige Stadt, in der sich alles entscheiden wird.
„Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“ (Lukasevangelium 18,31)
Wollen wir uns darauf einlassen?
Friede sei mit euch von Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen
Wir beten mit Worten aus Psalm 31
Mein Gott, auf dich traue ich,
lass mich nimmermehr zuschanden werden,
errette mich durch deine Gerechtigkeit!
Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends!
Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest!
Denn du bist mein Fels und meine Burg,
und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.
Du wollest mich aus dem Netze ziehen,
das sie mir heimlich stellten; denn du bist meine Stärke.
In deine Hände befehle ich meinen Geist;
du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott.
Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte,
dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele
und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes;
du stellst meine Füße auf weiten Raum.
HERR, sei mir gnädig, denn mir ist angst!
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Errette mich von der Hand meiner Feinde
und von denen, die mich verfolgen.
Lass leuchten dein Antlitz über mir;
hilf mir durch deine Güte! Amen
Der Weg hinauf nach Jerusalem ist für die Jünger Jesu keine beschauliche Pilgerreise. Sie ahnen, dass es ernst wird, dass etwas auf dem Spiel steht. Die Worte Jesu, die Ankündigungen seines Leidens, bedrücken und ängstigen sie. Petrus versucht sogar Jesus an diesem Weg zu hindern und bekommt eine deutliche Abfuhr (Markusevangelium 8,31-33).
Es geht um etwas, nicht nur für Jesus, sondern auch für die, die damals und heute mit ihm auf dem Weg sein wollen.
Wir versuchen uns, in den 7 Wochen der Passionszeit, die am kommenden Mittwoch beginnen, innerlich auf diesen Weg einzustellen und uns selbst Rechenschaft abzulegen. Wir haben für diese innere Bewegung ein äußeres Zeichen gefunden. Wir fasten, wir verzichten auf etwas. Das ist ein altes Ritual, nicht nur in unserer religiösen Tradition. Der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel oder auf liebgewordene oder eingefahrene Gewohnheiten und Verhaltensweisen kann uns in Bewegung bringen.
Es wäre zu kurz gedacht, wenn wir meinen, dass es bei diesem Fasten nur um eine asketische Übung ginge.
Dann würde das Fasten zu einem äußeren Ritual verkommen. Darauf reagierte der Prophet Jesaja in Gottes Auftrag schon damals mit scharfen Worten:
„Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein… Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit oder seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet?“ (Jesaja 58,3-5)
Oft merken wir nicht, dass das, was wir nach Außen tun, nach Innen leer und hohl geworden ist. Wir fasten, aber an unserer Art zu leben ändern wir nichts.
Der Weg hinauf nach Jerusalem ist ein Weg der inneren Wandlung.
Fasten ist nicht nur der Versuch seine Gelüste zu zügeln. Fasten bringt unser ganzes Leben in Bewegung, Gewohnheiten stehen auf dem Prüfstand, vermeintliche Gewissheiten werden von uns hinterfragt. Fasten ist Denken ohne Geländer. Wenn wir fasten, riskieren wir etwas, es kann unser Leben verändern.
Das ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe, sagt Gott:
“Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“ (Jesaja 58,6f)
Dieses Fasten bringt uns innerlich und äußerlich in Bewegung. Es ist schwer und schön, aber überhaupt keine Übung in Selbstaskese.
Wenn wir uns darauf einlassen, dann sind wir zusammen mit Jesus und seinen Jüngern unterwegs nach Jerusalem, dann schließen wir uns ihnen an, verunsichert, zweifelnd und suchend, bedürftig nach Halt und nach Liebe.
Amen
Beten wir
Wir beten für Menschen, die in ihrem Fasten wie in einem äußeren Ritual stecken bleiben und sich nicht in Bewegung bringen lassen.
Wir beten für Menschen, die sich und andere in Gottes Namen so sehr selbst kasteien, dass sie vergessen zu leben.
Wir beten für uns, dass wir uns auf den Weg machen können, so wie die Jünger damals und damit dem Leben verbunden bleiben…
Und nun segne dich Gott
Es segne dich Gott, der Vater, der auf die Liebe setzt.
Es segne dich Gott, der Sohn, der die Liebe lebt.
Es segne dich Gott, der Heilige Geist, der dich die Weite der Liebe spüren lässt.
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen