Gedanken zum 2. Sonntag in der Passionszeit/Reminiszere 13. März 2022
Inmitten unserer derzeitigen Erfahrung von Angst, Leid und Ohnmacht erinnert dieser Sonntag an die Liebe Gottes, der trotz Allem nicht will, dass Menschen verlorengehen.
Darum bitten wir mit den Worten aus Psalm 25:
„Gedenke, Herr, an deine große Barmherzigkeit und an deine Güte,
die von Ewigkeit her gewesen sind.“
Friede sei mit euch von Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen
Wir beten mit Worten aus Psalm 25
Nach dir, HERR, verlangt mich.
Mein Gott, ich hoffe auf dich;
lass mich nicht zuschanden werden,
dass meine Feinde nicht frohlocken über mich.
Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret;
aber zuschanden werden die leichtfertigen Verächter.
Zeige mir, Gott, deine Wege und lehre mich deine Steige!
Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich!
Denn du bist der Gott, der mir hilft;
täglich harre ich auf dich.
Gedenke, Gott, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte,
die von Ewigkeit her gewesen sind.
Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen,
gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit,
mein Gott, um deiner Güte willen!
Gott ist gut und gerecht;
darum weist er Sündern den Weg.
Er leitet die Elenden recht und lehrt die Elenden seinen Weg.
Die Wege Gottes sind lauter Güte und Treue
für alle, die seinen Bund und seine Zeugnisse halten. Amen
Die biblischen Texte für diesen Sonntag sprechen von einer großen Enttäuschung.
Es geht nicht um unsere Enttäuschungen, die wir im Laufe unseres Lebens durchleben. Es geht um Gottes Enttäuschungen über uns.
Der Prophet Jesaja erzählt schon zu Zeiten des Alten Testamentes ein Gleichnis aus dem wir Gottes Enttäuschung über uns Menschen ablesen können (Jesaja 5, 1-7): Ein Weinbergbesitzer (Gott)hat mit großer Hingabe alles getan, damit die Reben des Weinberges (wir Menschen) gedeihen und Frucht bringen können. Aber es kommt anders:
„Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte?
Aus seiner Enttäuschung heraus lässt Gott seinen Weinberg brach liegen und wendet sich ab.
Dass Gott sich aber nicht für immer von uns abwenden kann, wissen wir aus anderen Erzählungen aus dem Alten Testament und das erkennen wir daran, dass er mit der Geburt Jesu wieder einen Versuch unternommen hat um uns Menschen in besonderer Weise wissen zu lassen, wie viel ihm an uns liegt, wie sehr er uns nahe sein möchte.
Aber auch dieser Versuch scheint zu scheitern.
Im Evangelium für diesen Sonntag (Johannes, 3,14-21) lesen wir von dieser Enttäuschung:
“… das Licht ist (durch Jesus) in die Welt gekommen, aber die Menschen liebten die Dunkelheit mehr als das Licht, denn ihr ganzes Tun war böse. Wer Böses tut, der hasst das Licht. Er tritt nicht ins Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden.“
Alles hat Gott getan um uns Menschen von einem guten Weg zu überzeugen. In Jesus ist Gott uns so nahe gekommen wie möglich und hat uns den Weg gezeigt, der ins Leben führen kann.
Aber bis heute ignorieren wir dieses Angebot, indem wir unsere Maßstäbe weiterhin in der Welt durchsetzen, auch wenn sie zum Tod führen. Wir missachten weiterhin die Regeln der Liebe, des Respekts, der gegenseitigen Achtung und riskieren damit das Leben anderer Menschen und auch das eigene.
Können wir uns darauf ausruhen, dass wir sagen: Jesus ist doch für uns gestorben, er hat doch all das Böse auf sich genommen?
Meinen wir wirklich, dass wir es uns so leicht machen können?
Die Folgen unserer Art zu leben bekommen wir gerade deutlich zu spüren. Ist es nicht unglaublich, dass wir meinen, Gott als Helfer in der Not verpflichten zu können, aber selber einfach so weitermachen wie immer?
„Gott wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.“ (Jesaja 5, 7b)
Was können wir erwarten angesichts von so viel Ignoranz unsererseits?
„Gedenke, Herr, an deine große Barmherzigkeit und an deine Güte,
die von Ewigkeit her gewesen sind.“
Erwarten können wir gar nichts, nur hoffen und bitten und unser Leben ändern. Amen
Beten wir
Wir beten für Menschen, die sich in Sicherheit wiegen, weil sie denken, dass Gott ihnen alles vergeben wird, was sie an Bösem tun.
Wir beten für Menschen, die verstrickt sind in die Abläufe dieser Welt und keinen Weg heraus finden.
Wir bitten Gott, dass er ein Einsehen hat mit uns und uns zugewandt bleibt…
Und nun segne dich Gott
Er segne uns mit seinem liebenden Blick, mit seinen offenen Armen und mit dem Mut zur Umkehr.
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Ein alter Text aus gegebenem Anlass:
Wolfgang Borchert
Dann gibt es nur eins!
Du. Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen - sondern Stahlhelme und Maschinengewehre. dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mädchen hinterm Ladentisch und Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Granaten füllen und Zielfernrohre für Scharfschützengewehre montieren, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst
statt Puder und Kakao Schießpulver verkaufen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder, du sollst Haßlieder singen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir morgen befehlen, du
sollst die Männer kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst den Mord segnen und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keinen Weizen mehr fahren - sondern Kanonen und Panzer, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst Bomben und Phosphor über die Städte tragen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst Uniformen zuschneiden, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt geben für den Munitionszug und für den Truppentransport, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!
Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, du, Mutter in Frisko und London, du, am Hoangho und am Mississippi, du, Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo - Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins:
Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!