Gedanken zum 2. Sonntag nach Trinitatis
13. Juni 2021
An diesem Sonntag werden wir eingeladen – von Gott.
Wir sind eingeladen. So wie wir sind, sind wir ihm willkommen – ohne Bedingungen, ohne Kleiderordnung, ohne Benimmregeln. Wir können einfach kommen.
Ist uns das recht? Wer weiß, wer da noch alles kommt und ob uns die Gesellschaft gefällt.
Jesus sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Matthäusevangelium 11,28
Friede sei mit euch von Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Amen
Wir beten mit Worten aus Psalm 36
HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes
und dein Recht wie die große Tiefe.
HERR, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott,
dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses,
und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom.
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht.
Amen
Diese vielfach von Gott ausgesprochene Einladung, die Einladung an seinen Tisch und in die Gemeinschaft mit anderen, scheint heute für viele Menschen nicht attraktiv und wird vielfach abgelehnt.
Die Überbringer der Nachricht erscheinen nicht mehr glaubwürdig und das, wofür sie stehen, haben sie beschädigt.
Von einer Kirche, die Menschen missbraucht hat und missbraucht, von einer Kirche, die ihr Interesse an Macht nicht zügeln kann, von einer Kirche, die immer noch Gräben zieht zwischen Menschen, wollen wir uns nicht einladen lassen.
Vielleicht sitzen wir dann an einem Tisch mit einem, der seine Macht gegen andere ausnutzt oder der andere mit seinen moralischen Vorstellungen in die Enge treibt oder der andere aburteilt oder seine Fehler nicht eingestehen kann.
Viele Überbringer der Einladung Gottes stehen der Absicht Gottes entgegen, der Menschen in die Gemeinschaft führen, aus der Einsamkeit herausholen und miteinander in Kontakt führen will.
Und dazu kommt, dass wir im Allgemeinen sehr beschäftigt sind mit unserem eigenen Leben, mit unserem beruflichen Vorankommen, mit den familiären Verpflichtungen und mit dem, was uns sonst noch so wichtig ist.
Auch die Menschen, von denen das Evangelium dieses Sonntags erzählt
(Lukasevangelium 14), haben ihre Gründe die Einladung an Gottes Tisch auszuschlagen und sich zu entschuldigen.
Dem Gastgeber in dem Gleichnis im Lukasevangelium gelang es, seine Enttäuschung zu überwinden. Er entschied sich, Menschen in sein Haus zu holen, die er noch gar nicht kannte und die nicht so oft das Glück hatten zu einem Festmahl eingeladen zu werden: Menschen, die körperlich beeinträchtigt waren, die auf der Straße lebten, die vielleicht auch nicht so gut rochen, die sich auch nicht so gut zu benehmen wussten, um die man eher einen Bogen machen würde, anstatt sie zu einem Fest einzuladen.
Er entschied sich für eine Gästeliste der besonderen Art und er freute sich an den Menschen, die kamen: die mit ihren Sorgen, die mit ihren Schmerzen. Er freute sich an den Verwirrten und an den Schüchternen. An seinem Tisch saßen die, die kein zuhause mehr hatten, die vereinsamt waren und die nicht mehr wussten zu wem sie gehörten.
Und er dachte nicht mehr an die, die ihm eine Absage erteilt hatten. Selbst schuld. Sie würden etwas verpassen.
Sie würden verpassen zu sehen, wie Menschen zueinanderfinden, die sich gar nicht kennen. Sie würden verpassen zu sehen, wie sie einander Hilfestellung gaben, einander behutsam zulächelten, einander ihre Geschichten erzählten, die sie dahin geführt hatten, wo sie gerade waren.
Er dachte nicht mehr an die, die ihm abgesagt hatten.
Vielleicht konnte er ihre Argumente sogar verstehen. Vielleicht war er auch verärgert und betrübt über die Fehler, die seine Boten gemacht hatten. Dadurch hat er sich nicht von seinem Plan abbringen lassen, die Menschen in seine Nähe zu rufen, unter ihnen Gemeinschaft zu stiften und ihnen ein Fest zu bereiten, das ihr Herz erfreuen sollte.
Gott hält seine Einladung aufrecht. Ohne Ansehen der Person sind wir an seinem Tisch willkommen.
Und wir? Setzen wir uns an diesen Tisch? Setzten wir uns zwischen all diese Menschen, die wir vielleicht nicht kennen und die uns unangenehm sind? Lassen wir uns auf diese Tischgemeinschaft ein, bei der wir das Leben neu entdecken können?
Oder haben wir auch etwas Besseres zu tun? Lassen wir uns abhalten von denen, die der Botschaft Gottes entgegenhandeln oder lassen wir uns in eine Gemeinschaft rufen, die der Würde des Lebens verpflichtet ist? Amen
Beten wir
Wir beten für Menschen, die Gottes Einladung zum Leben aus unterschiedlichen Gründen ausschlagen.
Wir beten für Menschen, die aufblühen und zu sich selbst finden weil sie so sein dürfen, wie sie sind.
Wir beten für Menschen, die unermüdlich dafür arbeiten, dass Gottes Einladung nicht untergeht in allem, was uns umtreibt…
Und nun segne dich Gott
Gott segne dich mit der Erfahrung, dass Gemeinschaft trägt.
Gott segne dich mit der Bereitschaft, dich anderen zu öffnen.
Gott segne dich mit Respekt für dich und andere.
Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen