Gedanken zum 1. Sonntag nach Ostern, Quasimodogeniti
11. April 2021
Quasimodogeniti – wie die kleinen Kinder!
Wie die kleinen Kinder vorsichtig ihren Weg ins Leben suchen, noch unbeholfen in ihren Bewegungen, so versuchen wir mit der Osterbotschaft zurecht zu kommen, die in uns Erstaunen, Ungläubigkeit und Faszination gleichzeitig hervorruft.
Mit Widerstand begegnen wir dieser Botschaft vom Leben, das stärker ist als der Tod.
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ 1. Petrusbrief 1,3
Friede sei mit euch von Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Amen
Wir beten mit Worten aus Psalm 116
Das ist mir lieb,
dass der HERR meine Stimme und mein Flehen hört.
Denn er neigte sein Ohr zu mir;
darum will ich mein Leben lang ihn anrufen.
Stricke des Todes hatten mich umfangen,
des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen;
ich kam in Jammer und Not.
Aber ich rief an den Namen des HERRN:
Ach, HERR, errette mich!
Der HERR ist gnädig und gerecht,
und unser Gott ist barmherzig.
Der HERR behütet die Unmündigen;
wenn ich schwach bin, so hilft er mir.
Sei nun wieder zufrieden, meine Seele;
denn der HERR tut dir Gutes.
Denn du hast meine Seele vom Tode errettet,
mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.
Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen.
Amen
Die Botschaft von Ostern ist eine große Herausforderung für uns Menschen, schon seit damals. Wie soll das gehen? Ein Mensch, der Tod war, lebt?
Viele haben sich darüber den Kopf zerbrochen, haben nach Beweisen gesucht, nach Erklärungen…
Da sind wir bis heute in guter Gesellschaft.
Das Evangelium für diesen Sonntag (Johannes 20, 19-29) erzählt von Thomas, einem der Jünger. Er war nicht da, als Jesus sich nach seiner Auferstehung den Jüngern zeigte und es reichte ihm nicht aus, es von ihnen erzählt zu bekommen. „Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich´s nicht glauben“, sagt er.
Man könnte auch sagen: Ich glaube nur, was ich sehe.
Thomas spricht mir aus dem Herzen. Manchmal muß ich berühren und anfassen um verstehen und begreifen zu können. Ich hätte es auch oft gerne klarer, verständlicher, nachvollziehbarer, weniger geheimnisvoll. So wie Thomas.
Jesus kann den Jünger Thomas gut verstehen. Vielleicht ist ihm seine Skepsis sogar lieber, als wenn er unbesehen alles glauben und hinnehmen würde. Jesus versteht bis heute unsere Skepsis, unsere Zweifel, unseren Wunsch nach Nachvollziehbarkeit.
Jesus hat sich seinen Jüngern wieder gezeigt. Diesmal war auch Thomas dabei. Thomas konnte seine Finger in die Wunden Jesu legen. Er konnte fühlen und begreifen. Und Thomas sagt: „Mein Herr und mein Gott“. In diesem Moment war alles klar für ihn. Ob das auf Dauer so war oder ob die Zweifel auch wieder zurückkamen, wissen wir nicht.
Und wir? Können wir glauben ohne zu sehen?
Nicht sehen, nicht fühlen, nicht anfassen, nicht verstehen und doch glauben?
Darauf vertrauen, dass alles seine Richtigkeit hat. Sich auf etwas verlassen, was ich selber nicht einmal verstehe. Mich tragen lassen von Gott, einfach nur weil Gott Gott ist und weil er uns zugesagt hat, dass er da ist für uns?
Kriegen wir das hin?
Kraft schöpfen aus einem Vertrauen, das über uns hinauswächst und das wir niemandem gegenüber in irgendeiner Form beweisen können?
Kriegen wir das immer mal wieder hin?
Momente des Lebens wünsche ich uns, in denen wir, wie Thomas voller Überzeugung sagen können: „Mein Herr und mein Gott!“
Beten wir
Wir beten für Menschen, die ihr Denken und Verstehen zum Maßstab machen für das, was sein kann und die darum nicht damit rechnen, dass das Leben mehr ist als das, was wir erklären können.
Wir beten für Menschen, die sich verzehren in ihren Zweifeln und Fragen.
Wir beten für Menschen, die trotz allem auf der Suche bleiben und Vertrauen üben…
Und nun segne dich Gott
Gott segne dein Suchen und dein Finden,
er segne deine Zweifel und deine Gewissheit,
er segne deine Skepsis und dein Vertrauen.
Amen